Fit für die Saison

So gelingt dir ein gesunder Start in die Turniersaison!

⏰ Endlich klingelt Sonntags um 4:00 wieder der Wecker und spätestens beim ersten Kaffee überkommt dich dieses aufgeregte Kribbeln am ganzen Körper. Bist du startklar…?

 Jeder hat sein eigenes Saisonziel: Welches ist deins?

  • einfach einen guten Trainingsritt haben
  • die erste Platzierung mit dem jungen Pferd
  • einen erfolgreichen Wechsel von A nach L
  • die ersten 2er Wechsel in einer Prüfung

    🏁 Ein gesunder Start ist der Schlüssel zu einer erfolgreichen Saison.

    Turniere sind ja so eine Sache… Einerseits freuen wir uns auf sie, andererseits werden wir immer aufgeregter, je näher die Prüfung rückt. Doch eine planvolle und systematische Vorbereitung kann hier Abhilfe schaffen!

    Wie Du dich am besten mit deinem Pferd auf die kommenden Herausforderungen vorbereitest und welche wertvollen Tipps ich für dich habe, damit dein Pferd fit, gesund und hochmotiviert durch die Saison kommt, das erfährst du in diesem Blogartikel.

    Das erwartet dich:

    1. Klar definierte Ziele setzen
      • Träume groß – aber plane klug! Entdecke, wie du mit SMARTen Zielen deine Saison auf Kurs hältst.
    2. Mit Plan zum Ziel
      • Dein strukturierter Trainingsplan ist die Grundlage zum Trainingserfolg und zur Freude deines Pferdes
    3. Physiocheck für dein Pferd
      • Gesundheit geht vor!
    4. Erhöhter Nährstoffbedarf von Turnierpferden
      • Was die Expertin dazu sagt
    5. Das Allerwichtigste!

    1. Klar definierte Ziele

    Was ist dein Hauptziel in dieser Saison? Je konkreter und klarer du dein Ziel formulierst, desto fokussierter kannst du deine Turniervorbereitung gestalten, um an Tag X startklar und leistungsfähig zu sein.

    Frage dich außerdem:
    • Wie ist der aktuelle Trainingszustand von dir und deinem Pferd?
    • Welches Trainingspensum kannst du mit deinem Pferd bewältigen? Abhängig von seinem Alter, Ausbildungsstand, Gesundheitszustand, Fitness…
    • Wieviel Erholung braucht dein Pferd (und du)?

    Ein gutes Ziel ist SMART. Damit ist nicht das englische Wort für klug gemeint (obwohl es das wirklich ist), sondern steht für

    Die erste A**-Dressur? Das erste M-Springen? Welche Lektionen und Anforderungen werden in den Prüfungen verlangt?

    Wo auch immer du gerade stehst – ein Ziel ist ein Ziel!

    🎯 Formuliere dein Ziel kurz, knackig und positiv! Ohne Weichspüler wie hätte, würde, könnte, sonst verlierst du schnell den Fokus beim Erreichen deines Ziels. Du solltest so richtig Bock auf dein darauf haben und dir unbedingt eine Deadline setzen um einen gewissen positiven Competition-Reiz zu schaffen.

    💡 Mein Tipp: Schreibe dein Ziel auf einen Notizzettel und klebe ihn in deinen Sattelschrank, damit du es immer vor Augen hast und nicht vergisst (so wie die schönen Neujahrsvorsätze, die ja meistens nach ein paar Wochen schon wieder der Vergangenheit angehören).

    2. Mit Plan zum Ziel

    Du weißt jetzt, welche Ziele du erreichen und an welchen Turnieren du teilnehmen möchtest. 

    Nun entwickelst du deinen persönlichen Trainingsplan mit gezielten Übungen, Trainingseinheiten und Ruhephasen (ganz wichtig!), um Fortschritte zu erzielen und Verletzungen vorzubeugen.

    Trainierst du bereits mit einem Trainingsplan? 

    Oder reitest du eher „aus dem Bauch heraus“, tust das, was dein Reitlehrer sagt oder wiederholst am liebsten das, was so gut klappt weil es am meisten Spaß macht? 

    Vermutlich wird deine Antwort jetzt lauten: „Ähmm….na jaaa…..schon irgendwie……“, richtig?

    Du möchtest dich mit deinem Pferd aber ja auch verbessern und weiterkommen, richtig?Lass´ mich ganz kurz theoretisch werden und in die Grundprinzipien der Trainingslehre abschweifen: (Sorry, das muss jetzt sein…😁)

    💡Was ist Training:

    „… eine systematische Wiederholung gezielter überschwelliger Muskelanspannungen mit körperlichen und funktionellen Anpassungsvorgängen zum Zwecke der Leistungssteigerung.“ 

    Einfach übersetzt heißt das: Nur durch regelmäßiges, systematisches, zielgerichtetes Training werden Trainingsreize so gesetzt, dass der Körper mit Anpassungsvorgängen (in den Ruhephasen!) reagiert und daraufhin leistungsstärker ist als vorher.

    Oder anders ausgedrückt: Der IST-Zustand verbessert sich:

    • Muskulatur wird aufgebaut
    • Sehnen und Bänder werden stabil(er)
    • Koordination und Ausdauer verbessert sich
    • Kraft und Schnellkraft nehmen zu

    Alles andere ist Bewegung ohne Anpassung an eine neue Belastung und bringt dich und dein Pferd demnach auch nicht weiter. (klingt hart, ist aber so…🙈)

    Um dein Ziel zu erreichen kommst du also um eine Saisonplanung mit Trainingsplan nicht herum.

    Fangen wir an! Ist gar nicht so schwer….

    Ein Geheimrezept gibt es leider nicht. Jedes Pferd, jeder Reiter und jedes Team ist so individuell, dass ich dir hier leider keinen „goldenen Trainingsplan“ an die Hand geben kann.

    Am einfachsten ist es, die Vorbereitung in vier Phasen einzuteilen:

    • Vorbereitungsphase
    • Basisarbeit 
    • Turnierphase
    • Regenerationsphase

    Die Vorbereitungsphase

    Schau dir den großen Überblick an und plane grob, welche Schwerpunkte du in jedem Monat setzen möchtest. Überlege, welche Trainingsziele du in diesen Zeiträumen erreichen möchtest

    Wochen: Nimm dir jede Woche vor und plane deine Trainingseinheiten. Lege fest, an welchen Tagen du trainieren kannst und welche Übungen du in dieser Woche fokussieren möchtest. 

    Unterscheide hierbei zwischen Plänen für die Basisarbeit (eine oder mehrere Wochen ohne Turnier), die Turnierphase (eine Woche mit Turnier) und die Regenerationsphase (eine Woche nach dem Turnier).

    Basisarbeit

    In dieser Aufbau-Phase könnt ihr die Grundlagen für neue Lektionen und Aufgaben schaffen und Übungen, die bereits sitzen, immer wieder mal abfragen um Routinen entstehen zu lassen. Der Plan hilft euch, eure Trainingsziele zu erreichen und konkret Ausdauer, Koordination, Beweglichkeit, Kraft oder Schnellkraft (fürs Springen) zu verbessern.

    Turnierphase

    Je näher das Turnier rückt, desto gezielter sollte das Training auf die Lektionen der genannten Prüfung ausgerichtet werden.

    Wichtig: In der Woche mit Turnier solltest du auf jeden Fall die Trainingseinheiten reduzieren, damit du mit einem gut erholten Pferd in den Wettkampf startest. Reduziere die Intensität des Trainings, aber nicht die Dauer, damit es nicht zu Muskelabbau kommt. Wenn dein Pferd müde, mit Muskelkater und nicht 100% fit in die Prüfung geht, ist die Verletzungsgefahr deutlich größer!

    Am Turniertag ist dein Pferd der höchsten Belastung ausgesetzt: Mental durch den Stress des Transportes und der äußeren Reize. Aber auch durch die Tatsache, dass dein Pferd seine Leistung auf den Punkt erbringen muss, wo es vielleicht eigentlich viel lieber ein Nickerchen nach dem Mittagessen machen würde.

    Das Turnier gehört zur aktiven Trainingsphase für dich und dein Pferd!

    Regenerationsphase

    Das erste Ziel eures gemeinsamen Trainings habt ihr nun erfolgreich gemeistert und könnt richtig stolz darauf sein! 💪

    In der Woche nach dem Turnier könnt ihr beide erst mal durchatmen. Dein Pferd sollte Zeit bekommen, sich zu regenerieren. Auf dem Plan sollte jetzt leichtes Bewegen ohne jeden Trainingsanspruch stehen. Koppelgang, ein langer Spaziergang oder Ausritt sorgen für einen psychischen und physischen Ausgleich nach der anspruchsvollen Phase. Dein Pferd freut sich bestimmt auch über ausgedehnte Wellness- und Massageeinheiten!

    💡Mein Tipp:

    Nutze die Regenerationsphase sinnvoll, um den Ablauf des Turniers noch mal zu analysieren. Es hat doch bestimmt jemand mit dem Handy deinen Ritt aufgenommen, sodass du genau auswerten kannst, was super geklappt hat, wo ihr euch richtig gut weiter entwickelt habt und wie vielleicht eure Ziele für die nächsten Wochen aussehen.

    Erinnere dich an deine SMART-Ziele: Erfolg muss messbar sein!

    Nach dem Turnier ist vor dem Turnier! Mit einem neuen Ziel vor Augen (und auf dem Zettel im Sattelschrank) startet ihr dann frisch und erholt in den nächsten Turniervorbereitungszyklus.

    3. Physio-Check für dein Pferd

    In meinen (Physio-)Augen eigentlich der wichtigste Punkt. Wenn du erfolgreich Turniere reiten möchtest, muss Dein Team-Partner wirklich zu 100% fit sein! 

    Im Humansportbereich ist es total normal, dass die Athleten vor, während und nach dem Training und im Wettkampf physiotherapeutisch betreut werden.

    Und ja: 

    JEDES Pferd ist ein Sportler!

    Sportphysiotherapie ist keinesfalls nur etwas für Profireiter und Olympiapferde. Auch wenn du als „ganz normaler“ Reiter „nur“ auf A, L oder M Niveau unterwegs bist, müssen die Muskeln, Sehnen und Bänder deines Pferdes auf die Belastung vorbereitet sein und bei der Regeneration unterstützt werden.

    Damit es deinem Pferd gut geht und es die Leistung erbringen kann, die du von ihm erwartest, müssen auch alle Puzzleteile des Gesundheitsmanagements zusammenpassen und möglichst alle Hindernisse aus dem Weg geräumt werden, die dein Pferd daran hindern, sein volles Bewegungspotential entfalten zu können. Regelmäßige Physio-Checks gehören also unbedingt in allen Turnierphasen dazu! 🐴😀

    Nur so können kleine Problemchen am Bewegungsapparat frühzeitig erkannt und behandelt werden, bevor sie zu ernsthaften Problemen werden. Das verschafft dir Zeit, gezielt zu handeln und deinem Pferd die bestmögliche Versorgung zu bieten.

    Hast du im Training vorher schon das Gefühl, dass Dein Pferd z. B. nicht ganz taktrein läuft, ein Bein etwas wärmer oder angelaufen ist, es ab und an hustet oder seine Leistung nachlässt – dann bleib zuhause. Lass Deinen Tierarzt ein Auge darauf werfen und gönne Deinem Pferd eine kleine Trainingspause!

    Gehe bitte kein Risiko ein. Dein Pferd soll schließlich weiterhin einsatzfähig und gesund bleiben, oder?

    4. Erhöhter Nährstoffbedarf

    Meine liebe Kollegin und Fütterungsexpertin Tanja Rohrmann hat hier für dich die wichtigsten Facts zur Turnierpferdefütterung zusammengefasst. Denn auch hier gibt es einiges zu beachten. Tanja, ich danke dir 🙏.

    Ist das Turnierpferd während der Saison anders zu füttern als sonst?

    Gehen wir davon aus, es handelt sich um ein Warmblut, 500kg 🏇.

    🍎 Der Unterschied zwischen dem Training, der Winterpause und der aktuellen Turniersaison besteht darin, dass das Pferd während der Turniere einen höheren Energieverbrauch hat. Es benötigt also mehr Kalorien als im heimischen Stall. Warum?

    Weil wahrscheinlich mehr Anhänger gefahren wird, mehr äußere Einflüsse auf dein Pferd einströmen und vielleicht auch mehr gesprungen wird als im Training.

    Stellen wir uns vor, das Pferd geht auf einem Turnier 2 Springprüfungen und am nächsten Tag noch eine kleine Dressurprüfung 🏆.
    Der Kalorienverbrauch ist damit höher – aber auch der Stresspegel. Stress sieht man den Pferden häufig nicht (oder erst sehr spät) an. Daher empfehle ich immer den Magen mit im Blick zu behalten und ggf. präventiv mitzuversorgen. Das kann z.B aus einem guten Mash auf Weizenkleie Basis mit Leinsamen und ohne viele Aromastoffe bestehen 🌾.

    Ebenfalls finde ich es auch wichtig, wenn man mehr als 1 Prüfung genannt hat, einen Blick auf den Blutzuckerspiegel zu werfen. Wenn das Pferd in Prüfung 2 auf einmal komisch wird,  z.B „guckig“, kann es sein, dass der Blutzuckerspiegel nicht mehr mitmacht. Genau wie bei einem Marathonläufer, der ja auch während des Laufes zwischendurch eine Banane isst 🍌.

    Grundsätzlich fängt aber eine Fütterung zum Turnier schon vorher an. Bedarfsgerecht sollte sie sein, und das Pferd sollte Puffer haben, damit es nicht nach dem Turnierwochenende auf einmal in sich zusammenfällt. Dann hat die Fütterung im Vorfeld nicht gepasst 🥕🥕🥕. 


    Möchtest du mehr über Tanja´s Arbeit erfahren oder bist du unsicher, ob die Fütterung deines Pferdes ideal auf seine Bedürfnisse angepasst ist, kannst du hier Kontakt mit ihr aufnehmen.

    Jetzt liegt es an dir. Dein Pferd und du – ihr seid ein Team! Ermutige dich selbst, die Schritte in die Tat umzusetzen. Dann schenkt dir die kommende Turniersaison nicht nur sportlichen Erfolg, sondern vor allem die Freude, zu sehen, wie dein Pferd sich entwickelt.

    😀 Ach, hier noch das Allerwichtigste: Habt Spaß und lasst euch auch von einem schlechten Turniertag nicht die Laune vermiesen! 🥂

    Wenn dein Pferd auf der Diagonalen den Trab auf Schneckentempo verlangsamt 🐌 und mit einem „Ich hab´s voll im Griff“ Blick zum Richterhäuschen schielt, die Distanz super war aber der Sprung einfach an der falschen Stelle stand oder es auf dem Turnierplatz weit und breit keinen Crêpes-Stand gibt – genießt den Tag mit eurem Pferd! 🐴.

    Bis zum nächsten Artikel,

    deine Jeanette

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